Grosse Herausforderung
Damit enden die gesamtschweizerischen Arbeiten und die kantonale Umsetzung der neuen Rechtsgrundlagen beginnt. Während einzelne Kantone (z.B. SG) hierbei schon grosse Arbeiten geleistet haben, ist die Mehrheit der Kantone momentan noch mit Vorarbeiten beschäftigt.
Selbst wenn der RLP, wie vom VSG gefordert, nochmals inhaltlich gekürzt wird (eine Verlängerung der gymnasialen Ausbildungszeit ist leider kaum zu erwarten), wird seine Umsetzung für alle Beteiligten eine grosse Herausforderung sein. Um wirklich kompetenzorientiert unterrichten, beurteilen und prüfen zu können, benötigen wir Lehrpersonen rechtzeitig passende Weiterbildungen und adäquate Rahmenbedingungen (Zeit für Weiterbildung, vollumfängliche Kostenübernahme durch den Arbeitgeber). Hier sind die Weiterbildungsanbieter und die Kantone als Arbeitgeber gefordert. Der VSG setzt sich dafür ein, dass ein ausreichendes und überregionales Angebot verfügbar gemacht wird.
Diskussionen in Bezug auf die Stundentafel
In den Kantonen und an den Schulen wird in Kürze die Diskussion über das Angebot im Wahlpflichtbereich (Schwerpunktfach SPF und Ergänzungsfach EF) sowie über die Stundentafel beginnen. Die neuen Grundlagenfächer Informatik und Wirtschaft benötigen Zeit für die Kompetenzvermittlung, zudem sind die transversalen Themen und Kompetenzen im Unterricht zu verankern. Da die meisten Kantone aus finanziellen Gründen oder, um die Schüler:innen nicht über Gebühr zu belasten, die Anzahl Lektionen bis zur Matur nicht erhöhen werden, wird man nicht um Kürzungen bei bestehenden Fächern oder Gefässen herumkommen. Dieser Prozess ist immer mit Gewinnern und Verlierern verknüpft und trägt die inhärente Gefahr, Enttäuschung, Frustration und Streitigkeiten unter den Fächern zu verursachen. Hier braucht es den Blick fürs Ganze, eine offene Diskussion und die Bereitschaft zum Verzicht und zum Kompromiss von allen Seiten, um breit abgestützte Lösungen zu finden. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der RLP dies aufgrund seines Umfangs auch zulässt.
Hier sind die Schulleitungen in der Pflicht, entsprechende Prozesse anzuregen und bestmöglich zu unterstützen.
Die Anpassungen der Lehrpläne oder Fachrichtlinien an den Schulen benötigen ebenfalls Zeit und Musse. Wenn das Projekt zu nachhaltigen Änderungen im Unterricht führen soll, sind hierfür rechtzeitig die notwendigen Ressourcen bereitzustellen. Durch die verstärkte Relevanz der transversalen Bereiche sind nicht nur Diskussionen innerhalb der Fachschaften gefordert, sondern auch ein Austausch mit den anderen Fächern. Hier sind die Schulleitungen in der Pflicht, entsprechende Prozesse anzuregen und bestmöglich zu unterstützen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass all die anderen laufenden Projekte, beispielsweise im Bereich der Digitalität (insbesondere die Berücksichtigung der KI), des zunehmenden selbstorganisierten Lernens, des Nachteilsausgleichs, weiterlaufen und ebenfalls Ressourcen binden. Es gilt also unbedingt zu vermeiden, dass es zu einer Überforderung oder Reformmüdigkeit kommt. Eine geschickte Bündelung der verschiedenen Projekte sowie eine clevere Projektorganisation sind hier zentral.
Auswirkungen auf die Hochschulen
Änderungen am Gymnasium haben stets auch Konsequenzen für die Schnittstelle (nach unten und nach oben).
Schon bei der Umsetzung an den Gymnasien sind daher die Auswirkungen auf die Hochschulen zu beachten. Eine frühzeitige Sensibilisierung der Hochschulen kann verhindern, dass es mit den ersten Maturen nach dem neuen System zu einem Bruch am Übergang kommt. Der VSG nimmt diese Thematik an der fünften Konferenz Übergang Gymnasium–Universität auf, die am 20./21. Januar 2025 in Bern stattfinden wird und an der erfreulicherweise auch der SVIA beteiligt ist.
Die Fachverbände des VSG – und damit auch der SVIA – können sich mit ihrer Expertise und mit ihrer gesamtschweizerischen Vernetzung gewinnbringend in den Umsetzungsprozess einbringen und über ihre Mitglieder Erfahrungen sammeln und teilen. Es geht darum, genauso auf bewährte Lösungen aufmerksam zu machen, wie vor Fehlentscheiden zu warnen. Zudem besteht die Chance, gemeinsam Ideen und Konzepte zu entwickeln und den Kantonen und Schulen zur Verfügung zu stellen. Das Fach Informatik als neues Grundlagenfach, als potenzielles Schwerpunktfach und als wesentlicher Träger der Digitalität ist hierfür besonders prädestiniert.
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