Lehrplan 21- ein Durchbruch mit Signalwirkung
2014 kam mit der Einführung des Lehrplans 21 der erste grosse Meilenstein: Das Modul «Medien und Informatik» wurde in den Unterricht aufgenommen. Für uns im SVIA war das ein Durchbruch – endlich fand Informatik ihren Platz in der obligatorischen Schule, und die Grundlagen für eine flächendeckende digitale Bildung waren gelegt. Doch gleichzeitig war klar, dass damit noch längst nicht alles erreicht war. Denn ein Modul im Lehrplan ist das eine – es mit Leben zu füllen, das andere. Viele Lehrpersonen standen damals vor einer völlig neuen Aufgabe. Genau hier begann unsere eigentliche Arbeit: Lehrpersonen zu unterstützen, Materialien zu entwickeln, den Austausch zwischen Schulen, Hochschulen und Fachverbänden zu fördern und aufzuzeigen, dass Informatik mehr ist als das Bedienen von Geräten.
Der lange Weg ins Gymnasium
2018 begann die Debatte um Informatik als Grundlagenfach auf Gymnasialstufe. Für den SVIA war dies der Start in eine intensive und spannende Phase. Wir beteiligten uns an der Entwicklung des Rahmenlehrplans und führten mit unseren Mitgliedern engagierte Diskussionen über Inhalte und Ziele. 2023 folgte dann der Entscheid des Bundesrates zur Totalrevision der Maturitäts-Anerkennungsverordnung. Und seit August 2024 ist es Realität: Informatik ist Grundlagenfach an allen Schweizer Gymnasien – gleichwertig mit Mathematik oder Biologie. Damit ist ein wichtiger Schritt getan: Informatik wird als das anerkannt, was sie ist – eine der zentralen Wissenschaften unserer Zeit.
Nach dem Meilenstein: Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit
Doch mit dem Erreichen dieses Meilensteins ist die Arbeit keineswegs getan. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um die Informatikbildung nachhaltig zu verankern. Besonders drängend ist die Frage nach genügend gut ausgebildeten Lehrpersonen – und zwar auf allen Stufen. Informatik verändert sich, und wer unterrichtet, muss sich kontinuierlich weiterbilden. Ohne diese Bereitschaft zur ständigen Auffrischung des Wissens bleibt der Unterricht schnell stehen, während draussen die digitale Welt längst weitergezogen ist.
Ebenso dringend ist die Entwicklung passender Lehrmittel. Vor allem auf Sekundarstufe I braucht es Materialien, die nicht nur Inhalte vermitteln, sondern den Lehrpersonen Sicherheit geben und gleichzeitig Raum für Kreativität und Experimentierfreude lassen. Nur so kann Informatik lebendig werden. Und schliesslich gilt es, die Augen stets offen zu halten für neue Entwicklungen – Trends zu erkennen, bevor sie den Unterricht überrollen, und sie sinnvoll in die Didaktik zu integrieren.
Was zählt: Menschen, die bewegen
Wenn ich auf diese elf Jahre zurückblicke, dann bleibt vor allem eines: das Miteinander. Ohne ein aussergewöhnlich motiviertes Vorstandsteam, das trotz voller Terminkalender immer Zeit und Energie fand, wären viele Entwicklungen schlicht nicht möglich gewesen. Genauso wenig ohne das kleine, aber unbeirrbare Team in der Geschäftsstelle – allen voran Maggie Winter, deren Hartnäckigkeit oft den Unterschied machte.
Getragen wurde meine Arbeit auch von unseren Mitgliedern, die nicht nur dabei sein, sondern wirklich etwas bewegen wollten. Ihr Engagement hat dem Verband die Kraft gegeben, immer wieder nach vorne zu gehen. Ebenso wichtig war der Austausch mit anderen Verbänden, Lehrpersonen und Organisationen aus der Informatik. Er hat uns inspiriert, neue Ideen gebracht und dafür gesorgt, dass wir nie stehen geblieben sind.
Ein kleiner Biber mit grosser Wirkung
Und dann war da noch der Informatik-Biber – unser grösstes Projekt, das in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten Erfolgsmodell wurde. Von 4’000 Teilnehmenden ist er auf über 50’000 gewachsen. Ein Wettbewerb, der längst den Röstigraben überwunden hat, auch im Tessin fest verankert ist und Jahr für Jahr Begeisterung für Informatik auf allen Schulstufen weckt. Dahinter stehen Menschen wie Nora Escherle, Susanne Thut und das ganze Biber-Team – mit Energie, Leidenschaft und dem Willen, immer noch ein Stück weiterzugehen.
All das wäre aber ohne die Unterstützung der Hasler Stiftung kaum möglich gewesen. Sie hat den SVIA über all die Jahre nicht nur finanziell getragen, sondern uns auch inhaltlich bestärkt. Ohne diese Unterstützung stünde der Verband heute nicht dort, wo er ist.
Mit Dankbarkeit zurück – mit Zuversicht nach vorn
Es war für mich eine Ehre, den SVIA in diesen entscheidenden Jahren begleiten zu dürfen. Rückblickend erfüllt mich Dankbarkeit – für die Begegnungen, die Zusammenarbeit, die gemeinsamen Erfolge. Und nach vorne schaue ich mit Zuversicht: Die Informatik hat ihren Platz in der Allgemeinbildung gefunden. Jetzt gilt es, ihn mit Leben zu füllen – durch gute Lehrpersonen, durch inspirierenden Unterricht, durch Neugier und Begeisterung bei den Schülerinnen und Schülern und durch meine Nachfolgerin als Geschäftsführerin, Sarah Beyeler. Sie wird den SVIA gemeinsam mit dem Vorstand in den kommenden Jahren gestalten und voranbringen. Ihre Begeisterung, ihre Kompetenz und ihr Engagement werden dazu beitragen, dass Informatik nicht nur ein Schulfach sein wird, sondern ein Schlüssel zur Zukunft.
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