Ein Projekt für informatische Bildung
Tatsächlich ist «der Biber», wie Eingeweihte ihn liebevoll nennen, viel mehr als «nur» ein Wettbewerb. Er ist ein Projekt des SVIA, das weit über den eigentlichen Wettbewerb im November hinausgeht. Die vielen weiteren Facetten des Bibers kennen nur wenige Personen. Das Projektteam gestaltet beispielsweise neben den Wettbewerbsaufgaben immer wieder Material, das Lehrpersonen im Informatikunterricht einsetzen können. So entwickelte die LerNetz AG in Zusammenarbeit mit dem Dozenten Dr. Martin Guggisberg der PH FHNW sechs Unterrichtsbeispielsweise für ein Lehrmittel für die Sek I-Stufe. Des Weiteren gibt es für jüngere Altersgruppen eine stets wachsende Materialsammlung für die Durchführung von «Informatikbiber unplugged», das Lehrpersonen herunterladen und selbst basteln können.
Und natürlich schalten wir dauerhaft zahlreiche vergangene Wettbewerbe online frei und publizieren jährlich die Broschüren mit allen Aufgaben des Wettbewerbs inklusive Lösungserklärungen und Erläuterungen zu den informatischen Konzepten, die den Aufgaben zugrunde liegen. Sowohl Online-Wettbewerbe als auch Aufgaben-Broschüren können Lehrpersonen bei Bedarf und Interesse in ihrem Informatik-Unterricht einsetzen.
Angesichts all dieser verschiedenen Aktivitäten leuchtet ein, dass es ohne die intensive Kooperation hochmotivierter Personen nicht möglich wäre. Und genau dafür steht der Schweizer Biber auch: Informatik-Lehrpersonen und -DozentInnen und weitere Informatikbegeisterte der Schweizer Bildungslandschaft arbeiten voller Elan zusammen, um den Biber zu pflegen und zu fördern. Der Biber bringt Personen aus der ganzen Schweiz zusammen, die sich für die Förderung der informatischen Bildung einsetzen, und natürlich all jene, die sich für Informatik interessieren.
Der Biber ist ein wahrhafter Cosmopolit! Er ist zu Hause in mehr als 60 Ländern und «spricht» mindestens so viele Sprachen
Von Litauen in alle Welt – auch in die Schweiz
Der Informatik-Biber bringt nicht nur in der Schweiz informatikbegeisterte Menschen aus verschiedenen Regionen und Schulstufen zusammen. Der Biber ist ein wahrhafter Cosmopolit! Er ist zu Hause in mehr als 60 Ländern und «spricht» mindestens so viele Sprachen. Seine «Muttersprache» ist Litauisch, denn er wurde in Litauen gegründet und fand dort 2004 auch erstmals statt. Nach seiner Gründung kamen schnell weitere Länder hinzu, die den Biber ebenfalls durchführen wollten. Aus dem litauischen «Bebras» (so heisst der Biber auf Litauisch) wurde schnell die «Bebras Community» – ein loser Zusammenschluss von Ländern, die gemeinsam Informatik-Aufgaben für den nächsten Wettbewerb erstellen und diesen Wettbewerb in ihren Ländern durchführen (mehr zur Struktur der «Bebras Community» hier). Informatikbegeisterte in der Schweiz bekamen schnell Wind von dem Wettbewerb und strebten danach, dass die Schweiz Teil der Bebras Community werde. Dieser Wunsch wurde bald Realität: Der SVIA erhielt die Funktion des «National Bebras Organizer» der Schweiz und führte den Informatik-Biber 2010 erstmals in der Schweiz durch.
Mittlerweile gibt es den Informatik-Biber-Wettbewerb in über 60 Ländern und jährlich kommen weitere Länder hinzu. Im letzten Jahr nahmen weltweit über vier Millionen Kinder und Jugendliche an einem der vielen Biber-Wettbewerbe teil. Mehr zur Geschichte des «Bebras» finden Sie hier.
Bedeutung der internationalen Community
Die internationale Dimension des Wettbewerbs ist mehr als nur ein eindrucksvoller Beleg für das länder-, sprach- und kulturübergreifende Engagement hunderter Menschen für die informatische Bildung. Tatsächlich ist sie für die Erstellung der Aufgaben und für die Durchführung des Wettbewerbs unerlässlich. Ohne die anderen Biber gäbe es den Schweizer Biber nicht! Denn für den Wettbewerb braucht es jedes Jahr insgesamt ca. 40 Aufgaben für fünf verschiedene Altersgruppen, zu unterschiedlichen Informatikthemen und in drei Schwierigkeitsstufen. Diese werden erstellt von Informatik-Lehrpersonen, -DozentInnen und -StudentInnen aus allen Biber-Ländern. Auch in der Schweiz erstellen Informatikbegeisterte zu Beginn jedes Jahres Entwürfe für neue Aufgaben und reichen diese zur Evaluation durch die Bebras Community ein. Jeweils im Mai treffen sich dann VertreterInnen aller Biber-Länder zu einem viertägigen Workshop, wo die eingereichten Aufgabenentwürfe in Arbeitsgruppen begutachtet, besprochen und verfeinert werden. Am Ende des Workshops steht dann eine Sammlung von Aufgaben, aus denen sich alle Biber-Länder bedienen können, um die Aufgaben-Sets ihrer eigenen Wettbewerbe zusammenzustellen. Klingt aufwendig? Ist es auch! Aber es ist noch vieles mehr: inspirierend und spannend und kreativ. Nach diesem Workshop geht die Arbeit am Wettbewerb in den Ländern selbst weiter: die Aufgaben werden aus dem Englischen in die Landesprachen übersetzt, weiter überarbeitet, ergänzt, in die jeweiligen Wettbewerbssysteme eingepflegt, mit interaktiven Features versehen, getestet und schliesslich im Rahmen des Wettbewerbs publiziert.
Um einen schön illustrierten Überblick über das Biber-Jahr mit all seinen Etappen zu erhalten, empfehle ich einen Blick auf das Poster. Erstellt hat das Poster Susanne Datzko, Mitglied des Schweizer Biber Kernteams.
Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich gern an biber@informatik-biber.ch.
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